Das Dorf Beaurinois Vonêche - ehemals berühmt für seine Kristallherstellung - hat sich eine ziemlich einzigartige Struktur von Fachwerkhäusern aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bewahrt, einer Zeit, in der es dank des hier produzierten Kristalls zu einem der wichtigen Industriezentren Europas wurde. Die - sehr vielfältige - Landschaft der Umgebung führt uns zur Entdeckung von Wäldern, Feldern und Bächen der Famenne und nähert uns den Ardennen an.
Ein sehr vielsagender Name...
Der Name enthält bereits wertvolle Informationen über dieses kleine Dorf, das in der Famenne, am Rande der Ardennen liegt. Der germanische Ursprung „Won“ bedeutet nämlich „Wohnung“, während „Nes“ „feucht“ bedeutet. Und in der Tat - der alte Teil des Dorfes wurde auf sumpfigem Grund erbaut! Allerdings hat ein ehemaliger Pfarrer aus Vonêche (1697-1715) seinerseits eine andere Erklärung dafür geliefert; „Vonêche“ soll aus „vaux“ für Tal und „wesche“, d. h. schmutzig, schlammig, hervorgegangen sein.
Ein Dorf, das beinahe vernichtet worden wäre!
Doch beinahe wäre von Vonêche nichts mehr übrig geblieben! In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wird das Dorf durch Kriege ruiniert, bevor es von der Pest zugrunde gerichtet wird. 25 Jahre lang bleibt die Gemeinde menschenleer und das zu Asche gewordene Dorf scheint effektiv ein für alle Mal verschüttet zu sein.
Liebe Kristallkugel, sage mir...
Eine Verbreitung in ganz Europa...
Im Zentrum des Dorfes lassen sich einige hübsche Fachwerkhäuser bewundern, die aus der Epoche datieren, in dem Vonêche zu der Wiege der europäischen Kristallherstellung wird.
Dieses Renommee verdanken wir zum Teil Herrn d'Artigues (1773-1848), einem französischen Industriellen. Im Jahr 1802 beschloss er, das ehemalige Kristallwerk aufzukaufen; dass seit dem Ende des 17. Jahrhunderts in Vonêche ansässig war, und ihm etwas Moderne einzuhauchen. Da er von einem politisch günstigen Kontext profitieren konnte, sollte der Hersteller den Kauf eines Kristalls, dessen Preis im Anschluss an die Kosten einer Produktion im großen Stil in den Keller gesunken war, nunmehr auch dem Bürgertum und nicht mehr nur dem Adel zugänglich machen.
Das Werk läuft mit voller Kapazität; im Jahre 1810 zählt es mehr als 650 Arbeiter.
Doch 5 Jahre später erfolgt die große Niederlage Napoleons in Waterloo, das Kristallwerk verliert den französischen Markt und Herr d'Artigues seine politische Unterstützung Das Werk muss mit seinen ersten finanziellen Schwierigkeiten fertig werden. Rund zehn Jahre vergehen, als die Herren Kemlin und Lelièvre, die damaligen Direktoren des Kristallwerks von Vonêche, ihre Posten zusammen mit einigen hundert Arbeitern aufgeben, um im Jahre 1826 das neue Kristallwerk von Val Saint-Lambert in Seraing zu gründen. Das Kristallwerk Vonêche geht langsam zugrunde und meldet schließlich im Jahre 1831 Konkurs an. Anschließend werden die Werksgebäude von einer Destillerie belegt, die ihrerseits im Jahre 1844 ihre Tore schließt.